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VW im Niedergang

Werkschließungen nicht mehr ausgeschlossen – Jobgarantie gekündigt 

Bei Volkswagen droht ein Kahlschlag historischen Ausmaßes. Es fehlen fünf Milliarden Euro. „Das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals verschärft, neue Anbieter drängen nach Europa. Dazu kommt, dass vor allem der Standort Deutschland bei der Wettbewerbsfähigkeit weiter zurückfällt“, erklärte Konzernchef Oliver Blume. „In diesem Umfeld müssen wir als Unternehmen jetzt konsequent agieren.“ Dass die Tatsachen erst einen Tag nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen publik wurden, verwundert indessen nicht. 

Fakt ist: Die Autoindustrie setzte und setzt noch immer nahezu bedingungslos auf E-Mobilität. Womöglich in der Annahme, Deutschlands Bürger und die der halben Welt hockten in Geldspeichern wie der legendäre Dagobert Duck von Walt Disney. Dass der Absatz von E-Autos stockt, ist bekannt. Stattdessen drängen preiswerte E-Autos aus China auf den Markt. 

Beim VDI heißt es: „Volkswagen schwenkt auf einen radikalen Sparkurs um. Der Konzern will Entlassungen und sogar Werksschließungen nicht mehr ausschließen. Volkswagen gab die entsprechenden Beschlüsse nach einer Führungskräftetagung bekannt. Konkret wird die derzeit geltende Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung mit dem Betriebsrat gekündigt. Die Vereinbarung schließt bislang Kündigungen bis 2029 aus.“

Demnach setzt VW also den Rotstift an. Schlimmer noch: Aus Sicht des Vorstands müssen die Kernmarken von Volkswagen umfassend restrukturiert werden, hieß es. „Auch Werkschließungen von fahrzeugproduzierenden und Komponenten-Standorten können in der aktuellen Situation ohne ein schnelles Gegensteuern nicht mehr ausgeschlossen werden.“ Zudem reiche der bisher geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen nicht mehr aus, um die angepeilten Einsparziele zu erreichen. 1988 hatte VW zuletzt eine Fabrik in Westmoreland in den USA abgewickelt. In Deutschland wurde noch nie ein VW-Werk geschlossen.

Konkreten Zahlen, wie viele der rund 120.000 Stellen in Deutschland wegfallen könnten, nannte VW auf Nachfrage bisher nicht. Auch zu möglichen Standorten, die geschlossen werden könnten, gab es noch keine Angaben. Jedenfalls: Die seit 1994 immer wieder verlängerte Beschäftigungsgarantie soll wegfallen. Eigentlich sollte diese bis 2029 gelten. Stattdessen könnte es ab dem nächsten Jahr wieder betriebsbedingte Kündigungen bei Europas größtem Autobauer geben. 

Neben dem Stammwerk in Wolfsburg unterhält VW Fabriken in Hannover, Emden, Osnabrück, Braunschweig, Salzgitter, Kassel, Zwickau, Dresden und Chemnitz. Die Tochter Audi hatte jüngst bereits ihr Werk in Brüssel auf den Prüfstand gestellt.

Das bislang laufende Sparprogramm mit dem Ziel, die Personalkosten in der Verwaltung um 20 Prozent zu drücken, lockt mit Abfindungen von bis zu 474.000 € für langjährige Beschäftigte. Insgesamt hat Volkswagen 900 Millionen Euro zurückgestellt, um auf diese Weise die Belegschaft zu reduzieren. Die Summe dürfte bei weitem nicht ausreichen, wenn Volkswagen tatsächlich großflächig auf betriebsbedingte Kündigungen zurückgreifen muss.

Quelle: Tichys Einblick

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