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Renaturierungsgesetz für unsere Transportlogistik

Das EU-Renaturierungsgesetz soll die Klima- und Biodiversitätskrise beenden. Super!
So ein Gesetz bräuchten wir auch für die Transportlogistik.

In der Natur und in der Logistik geht es um die Wiederherstellung geschädigter Systeme und die Wechselwirkung beider Bereiche ist offensichtlich. Doch gibt es im Klimaschutz wie in der Logistik keine einfache Lösung und die Bedenkenträger treiben überall ihr Unwesen. Österreich hätte allerdings den Vorteil, dass Klimaschutz und Logistik im gleichen Ministerium angesiedelt sind und Ministerin Gewessler das Renaturierungsgesetz als Blaupause für die Transportlogistik nehmen könnte. Tut sie aber nicht, weil sie mit dem Klimaschutz schon voll ausgelastet ist. „Ohne intakte Natur gibt es kein gesundes und glückliches Leben“, sagt die Klimaschutzministerin und feiert ihren Abstimmungsbeitrag als Sieg für die Natur. Die Verkehrsministerin kümmert sich derweil um E-PKWs. Für mehr reicht es nicht und so nebenbei ein bisschen Verkehrspolitik, ist zu wenig.

Doch was bedeutet der vermeintliche „Sieg für die Natur“ für die Transportlogistik? Die neuen
Umwelt-Vorschriften wollen grundsätzlich wesentlich mehr, als nur Umweltschutz. Sie wollen eine „Wiederherstellung des natürlichen Zustandes“ und da geht es nicht darum, ein paar Bäume zu pflanzen. Wiederherstellung bedeutet den Vorschriften folgend zum Beispiel, dass bis 2030 25.000 Flusskilometer in frei fließende Flüsse umzuwandeln und von Menschen geschaffene Hindernisse zu beseitigen sind. Dorn im Auge des Gesetzgebers sind da mehr als eine Million künstliche Dämme, Wehre etc., die frei fließende Gewässer behindern und demnach verschwinden sollen. Einschränkend wird zwar gesagt, man soll zuerst mit jenen Bauwerken beginnen, die eh nicht gebraucht werden, doch die Planung reicht ja weit über 2030 hinaus.

Wie genau das gehandhabt werden soll, dafür gibt es ein eigenes Handbuch (Biodiversity
strategy for 2030, Barrier removal for river restoration) von der GD-Umwelt. Jetzt ist ja nicht unmittelbar zu befürchten, dass man zum Beispiel gleich an ein Abreißen der Donaukraftwerke gedacht hat. Doch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) ist schon der Meinung, dass eine „nicht nachhaltige Schifffahrt“ zu den Hauptbelastungen zählt und eine Erholung der europäischen Gewässer verhindert.

Von Autobahnen oder Eisenbahntrassen hört man ähnliche Bedenken jedoch nicht. Straßen und Bahntrassen sind im „Nature Restoration Law“ im Gegensatz zu Flüssen auch kein Thema. Luftverkehrsrouten sowieso nicht. Das heißt, der „Sieg für die Natur“, wie es die Umweltministerin bezeichnet, ist für die Verkehrsministerin ein „weiter wie bisher“. Und das bedeutet die Fortsetzung einer Verkehrspolitik, die uns dahin gebracht hat, wo wir nicht sein sollen.

Unter Gewesslers Verkehrspolitik ist kein LKW von der Straße verschwunden. Trotz
astronomischer Bahnförderung grundelt der Bahntransport auf niedrigem Niveau dahin und die Binnenschifffahrt fährt unter der Wahrnehmungsgrenze. Dafür feiert Korean Air Cargo die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Flughafen Wien. Genau deshalb braucht es ein „Renaturierungsgesetz für die Transportlogistik“.

Gottfried Tulla (1770-1828), einer der berühmtesten Wasserbauer, wurde einst gefeiert und verehrt, weil er mit seinen Wasserbaumaßnahmen die Menschen von Hochwasser und Sumpffieber befreit und nebenbei auch die Binnenschifffahrt gefördert hat. Er konnte aber nicht wissen, dass die Leute und ihre Bürgermeister so blöd sind, bei ihren Bauplänen Hochwasser zu ignorieren. Unter Verkehrsministerin Gewessler könnte Tulla heute höchstens noch Brunnen in Afrika bohren. Mehr noch, Tullas Errungenschaften, die bis heute nachwirken, sollen der Umweltministerin Gewessler zum Opfer fallen. Sie hat keine Bedenken, 100 Jahre gewachsene Natur in eine neue Natur umzuwandeln. Bezeichnenderweise hat die Renaturierung kein Referenzdatum. Man sagt nicht, wir renaturieren in Bezug auf das Jahr sowieso. Man sagt, wir renaturieren nach der Meinung der „Umweltexperten“.

Es ist nicht so, dass die Binnenschifffahrt nicht auch ohne Wasserkraftwerke funktionieren könnte. Im Gegenteil. Bevor die Energiewirtschaft und ihre Betonierer die Schifffahrt als Vorwand verwendet hat, florierte die nasse Logistik sogar besser als heute. Im Gegensatz dazu wird der Straßen- oder Bahntransport ohne moderne Infrastruktur ebenso wenig funktionieren, wie vor der „neuen Verkehrspolitik“. Keine Frage. Seit Tulla wurden neben dem Straßenbau auch schwere Fehler im Wasserbau gemacht. Allerdings ist es leichter, Lärmschutzwände und Wildzäune zu bauen, als eine absinkende Flusssohle in den Griff zu bekommen. Das Beispiel der Donau unterhalb von Wien zeigt, wer A sagt, muss auch B sagen.

40 Jahre nach der „Konferenz der Tiere“ warnen Experten vor einem Sohledurchschlag in der Donau. Das ist dann so, als würde man einen Stoppel aus der Donau ziehen. Der schöne Nationalpark und vor allem die Häuslbesitzer an den Altarmen, sitzen dann im Trockenen. Warum? Man kann eben keine Kraftwerkskette bauen und dann einzelne Glieder weglassen oder herausnehmen. Wer A sagt, muss auch B sagen. Und der „Renaturierungsplan“ wird hinsichtlich der Fließgewässer noch eine Reihe zusätzlicher Probleme schaffen, die dann auch unverzüglich gelöst werden müssen. Zunehmende Treibholzgefahr ist da noch das kleinere Problem. Doch wenn durch die wieder „befreiten“ Flüsse so richtig viel Geschiebe in den Stauseen landet, dann wird die Energiewirtschaft die Kosten- Keule schwingen und der Steuerzahler die Hosen runterlassen. (RED)

Quelle: LOGISTIK express Journal 3/2024 – Transport & Logistik

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