Der Binnengüterverkehr in der Schweiz erhält eine starke Lobby

Damit der wachsende Güterverkehr in der Schweiz auch in Zukunft funktioniert, benötigt er immer mehr öffentliche Mittel. Eine neue Arbeitsgruppe der Interessengemeinschaft Detailhandel Schweiz (IG DHS), in der der Schweizer Einzelhandelskonzern Migros aktiv mitarbeitet, sorgt dafür, dass der Binnengüterverkehr bei der Mittelverteilung gebührend berücksichtigt wird.

Wenn sich der Güterverkehr in der Schweiz weiter entwickelt wie bisher, wird er bis 2030 stark zunehmen: auf der Strasse um 35%, auf der Schiene gar um 85%*. Der Wettbewerb um die Mittel der öffentlichen Hand dürfte sich dadurch in den nächsten Jahren deutlich verschärfen. Aus diesem Grund hat die Interessengemeinschaft Detailhandel Schweiz (IG DHS), in der Migros, Denner, Charles Vögele, Coop, Manor und Valora zusammengeschlossen sind, die Arbeitsgruppe Güterverkehr gebildet. Die Arbeitsgruppe setzt sich für alle Arten des Güterverkehrs ein, um Engpässe im Agglomerationsverkehr zu bekämpfen und nach intermodalen Lösungen – Verknüpfung von Schiene und Strasse – zu suchen. Im Sinne eines gesamtheitlichen Ansatzes setzt sie sich für Kostentransparenz und das Verursacherprinzip ein. Darüber hinaus engagiert sie sich im Interesse des Detailhandels für die öffentliche und private Finanzierung nachhaltiger Infra-strukturprojekte für den Güterverkehr.

Neue Arbeitsgruppe Güterverkehr
Bisher kümmerte sich der Expertenausschuss Transportlogistik der IG DHS um diese Themenkreise. Die Arbeitsgruppe Güterverkehr löste diesen Ausschuss ab und ist mit einer professionellen Teilzeit-Geschäftsstelle ausgestattet. Thomas Hess, der bisher in der Unternehmensentwicklung Migros tätig war, hat diese Funktion im Dezember 2010 übernommen. Der Vorsitz der Arbeitsgruppe ging auf Beginn dieses Jahres von Bernhard Metzger (Migros) an Rainer Deutschmann (Manor) über.

Zahlreiche Herausforderungen
Die IG DHS hat zuhanden der Arbeitsgruppe Güterverkehr vor allem die folgenden Herausforderungen skizziert:

  • Engpässe auf dem Strassennetz: 2009 wurden auf dem gesamten Schweizer Strassennetz 11’829 Staustunden verzeichnet. Das entspricht gegenüber 2008 einer Steigerung um 18%. Verursacht wurden die Staus vorwiegend durch Verkehrsüberlastungen. Wichtigster Stauschwerpunkt ist der Grossraum Zürich, wo sich die Staustunden allein auf der Nordumfahrung seit 2003 verdoppelt haben. Weitere Stauschwerpunkte sind Basel, Bern, Lausanne und Genf.
  • Engpässe auf dem Schienennetz: Das Primat des Personenverkehrs gegenüber dem Güterverkehr ist im Eisenbahngesetz Art 9a verankert. Was das bedeutet, zeigt sich drastisch am Lötschberg: ursprünglich waren für den Güterverkehr 80 Trassen vorgesehen, effektiv können heute nur 65 genutzt werden.
  • Benachteiligung des Binnengüterverkehrs: Der Güterverkehr auf der Schiene innerhalb der Schweiz wird gegenüber dem Transitverkehr durch die Schweiz benachteiligt. Auf der West-Ost-Achse mangelt es zudem an dringend benötigten Investitionen.
  • Fehlende Anbindung der europäischen Südhäfen: Die Häfen in Südeuropa sind ungenügend an das Schienennetz der Schweiz angebunden. Gerade mal 1% des Schweizer Im- und Exports von Container-Ladungen wird über Italien abgewickelt, 99% dagegen via Bahn und Rhein über die Nordhäfen in Deutschland und Holland.
  • Finanzielle Belastung des Güterverkehrs: Die LSVA belastete den Schweizer Güterverkehr im vergangenen Jahr mit CHF 1.118 Mia. Das ist eindeutig zu viel.

Gute Arbeit hat die Arbeitsgruppe Güterverkehr dann geleistet, wenn sie die Vision 2030 der IG DHS in die Tat umgesetzt hat. Sie verlangt, dass «die Güter des Detailhandels den Menschen in der Schweiz stets zur rechten Zeit, in ausreichender Menge, optimaler Qualität sowie zu wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Bedingungen zur Verfügung stehen.»

Quelle: Meneghin & Partner

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