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Steigende Transportkosten in Deutschland belasten die Margen der Hersteller

die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der letzten Jahre waren geprägt von einer hohen Inflation, die in Deutschland mit 10,4 % den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung erreichte. Zwar sah es zuletzt so aus, als ob diese Entwicklung gestoppt sei. Doch jetzt sorgen steigende Frachtkosten und Unterbrechungen beim multimodalen Güter- und Warenverkehr erneut für Inflationsdruck, welcher zu geringeren Gewinnspannen bei den Unternehmen führt. Hendrik Hackmann, Director Industrial Manufacturing & Automotive Central Europe bei Infor kommentiert die aktuelle Situation:

“Seit dem 1. Juli müssen auch Fahrzeuge im Güterkraftverkehr mit einem Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen eine Mautgebührentrichten. Die genaue Höhe hängt von einer Reihe von Faktoren ab, wie Gewicht und Schadstoffklasse des Fahrzeugs, Höhe der Kohlenstoffemissionen und Länge der zurückgelegten Strecke – Variablen, die zu einer größeren Unsicherheit und Komplexität bei der Finanzplanung der Logistikkosten Unternehmen führen. 

Gleichzeitig startete  die Deutsche Bahn ein Programm zur Erneuerung der Schieneninfrastruktur: Bis 2030 werden insgesamt 40 wichtige Schienenabschnitte monatelang gesperrt. Davon betroffen sind auch wichtige Hauptverkehrsadern des deutschen Bahnnetzes, was sich auch auf den Schienengüterverkehr in Deutschland und das benachbarte Ausland auswirken wird. In der Folge müssen Unternehmen für den Transport von Waren und Rohstoffen zum Teil längere, zeitaufwendige Umwege in Kauf nehmen, was die Kosten zusätzlich nach oben treibt. Ein Umstieg auf den Straßentransport ist aufgrund der neuen Mautpflicht finanziell oft keine Alternative. 

Infolgedessen werden sich deutsche Hersteller auf Verzögerungen bei der Anlieferung von Rohstoffen und Zulieferprodukten einstellen müssen, was zu volatilen Frachtraten führen kann. Diese Entwicklung setzt deutsche Unternehmen, die ohnehin schon mit der schleppenden Erholung der wirtschaftlichen Lage zu kämpfen haben, weiter unter Druck.“

Hendrik Hackmann, Director Industrial Manufacturing & Automotive Central Europe bei Infor kommentiert weiter: „In unserer eng vernetzten Geschäftswelt wirken sich erhöhte Kosten und die Beeinträchtigungen der Transportwege nicht nur auf einzelne Unternehmen, sondern auf ganze Lieferketten aus. Zwar haben Hersteller während der Pandemie gelernt, Lieferketten mit einem gewissen Maß an Spielraum und Resilienz auszustatten. Doch nach wie vor bestehen bestimmte Prinzipien im operativen Geschäft, wie z.B. ein möglichst geringer Lagerbestand oder die Just-in-time Anlieferung von Zulieferprodukten- und -materialien. Dieser eingefahrene Modus Operandi wird erneut unter Druck geraten, wenn sich u.a. Mautpflicht und DB-Streckensperrungen hierzulande bemerkbar machen. 

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, gibt es sowohl kurzfristige Schritte als auch längerfristige, operative Maßnahmen, die Unternehmen umsetzen können. Ein Beispiel für eine kurzfristig umsetzbare Maßnahme ist die Automatisierung aller Aufgaben rund um Kostenberechnung, Routenplanung und Kostenminimierung beim Transport. Damit lässt sich stets auch ein aktueller Überblick über die Kosten der LKW-Mautgebühren erhalten. Die IT-Systeme der Unternehmen sollten diese Informationen automatisch erfassen und dann bei der Optimierung der weiteren Transportkette berücksichtigen.

Langfristig gesehen gibt es drei Hauptfaktoren, mit denen Unternehmen Beeinträchtigungen im Logistikbereich vorbeugen und den Aufwärtsdruck bei den Transportkosten eindämmen können: 

  1. Transparenz der gesamten Lieferkette: In der gleichen Weise, wie die Lieferketten von Zulieferern, Partnern und Herstellern miteinander verknüpft sind, müssen auch deren IT-Systeme miteinander kommunizieren. So lässt sich der Weg von Komponenten und Materialien über den gesamten Produktionsprozess hinweg verfolgen. Unabhängig davon, welche Technologien ein Unternehmen einsetzt, sollten sowohl die Mitarbeiter in der Produktion als auch die Führungsteams Zugang zu Echtzeitdaten von Partnern und Zulieferern haben. So wird sichergestellt, dass alle Zugriff auf die notwendigen Kennzahlen für die Produktion und Verfügbarkeit von Komponenten sowie über mögliche Lieferverzögerungen haben. Je früher Hersteller von unerwarteten Beeinträchtigungen oder Kostenerhöhungen erfahren, desto schneller lassen sich Alternativen für Lieferanten, Transportarten und alternative Routen finden.“
  2. Proaktive Szenarienmodellierung durch den Einsatz von maschinellem Lernen (ML): Unternehmen, die vorab mit Hilfe von Modellen für unterschiedliche Szenarien planen, können z.B. eine gesperrte Bahnstrecke kostengünstiger und mit weniger Zeitverlust umfahren. Mit entsprechenden Softwareanwendungen lassen sich die Auswirkungen von Preisänderungen, Streckensperrungen und einem Wechsel zu alternativen Transportmitteln monetär besser bewerten. Das Ergebnis sind flexiblere und damit resilientere Lieferketten.
  3. KI-gestützte Routenoptimierung: Diese Anwendungen unterstützen bei der Ermittlung der effektivsten und kostengünstigsten Transportroute sowie bei der richtigen Wahl der Transportmittel.“

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