Schienengüterverkehr in der Fläche relevanter Standortfaktor

Ist Schienengüterverkehr in der Fläche notwendig oder inzwischen bereits Luxus – darüber diskutierten am 9. Mai hochrangige Teilnehmer der Fachtagung der ÖVG (Österreichische Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft). Andreas Fuchs, Vorstandsdirektor von Rail Cargo Austria, beleuchtete vor allem das Wechselspiel zwischen betriebswirtschaftlichem Handeln von Schienengüterverkehrsunternehmen und verkehrspolitischen Zielen. 
 
RCA: dichtes Netzwerk in der Fläche
Rail Cargo Austria ist zuverlässiger Partner für Unternehmen, die ihre Waren umweltfreundlich und sicher transportieren wollen. Nicht zuletzt aufgrund des dichten Netzwerkes in der Fläche. Allerdings werden in den Regionen meist nur Einzelwagen oder kleinere Wagengruppen transportiert, was eine logistische aber auch betriebswirtschaftliche Herausforderung für die Eisenbahnverkehrsunternehmen darstellt. Hohe Fixkosten und komplexe Produktionsabläufe machen bei Flächenverkehren, Unterstützung durch die öffentliche Hand unumgänglich. „Die Bedienung der Fläche macht mit 45 Prozent knapp die Hälfte unserer gesamten Transportleistung aus. Durch Bedienrasteroptimierung und Effizienzsteigerungen hat RCA die Produktivität im Rahmen des Turnaround Programms konsequent gesteigert. Einzelne Verkehre wurden dabei nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten analysiert und gemeinsam mit unseren Kunden optimiert. Fakt ist jedoch, dass es nach wie vor Verkehre gibt, welche betriebswirtschaftlich ohne entsprechende Zuzahlungen betriebswirtschaftlich nicht darstellbar sind. Dabei spielen standortrelevante Faktoren, aber auch ein hoher Anteil des Schienengüterverkehrs am Modalsplit eine wichtige Rolle. Österreich ist im Vergleich mit einem Modalsplit von über 30 Prozent nach wie vor Europameister.
 
Dezentralität als Herausforderung
Die Österreichische Wirtschaft ist sehr dezentral strukturiert wie zum Beispiel die Holz- und Agrarindustrie, d.h. die Unternehmensstandorte sind meist nicht in Ballungsgebieten oder entlang von Hauptrouten, sondern abgelegener bzw. im ländlichen Bereich. Zur geografischen Herausforderung kommt auch, dass die zu transportierenden Mengen meist gering sind und daher nicht in Ganzzügen, sondern im Einzelwagen abgewickelt werden müssen. Hier verliert die Schiene den Vorteil gegenüber dem Straßengüterverkehr. Um die Transporte weiterhin auf der Schiene halten zu können muss eine Qualität angeboten werden, die im Wettbewerb mit anderen Verkehrsträgen mithalten kann. „Ein wichtiger Faktor dabei ist neben der Transportzeit natürlich der Preis“, so Fuchs. 
 
Volkswirtschaftlicher Nutzen
Neben der Anbindung von Unternehmen an das Schienennetz und damit die Ermöglichung von umweltfreundlichem Transport hat die Bedienung der Fläche auch einen hohen volkswirtschaftlichen Wert. Je mehr Güter auf der Schiene transportiert werden, desto mehr  können externe Kosten des Straßenverkehrs verringert werden. Dazu zählen u. a. Unfallfolgekosten, Kosten für Klima bzw. ausgestoßenes CO2, oder auch durch Lärm verursachte Kosten. Fuchs abschließend: „RCA muss nach betriebswirtschaftlichen Kriterien agieren. Unterdeckte Verkehre stellen alle EVU’s vor große Herausforderungen, da die Bedingungen für alle gleich sind. Die Unterstützung der öffentlichen Hand ist daher seit vielen Jahren wichtiger Bestandteil für ein gut funktionierendes Schienengüterverkehrsnetzwerk. Der konstant hohe Modalsplit in Österreich ist dafür eindrucksvoller Beweis.“ 

Quelle: ÖBB

 

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